Die LATSCHER BOYS sind keine Band – sie sind ein Zustand. Ein Stück deutscher Technogeschichte, das in jeder Schweißperle auf Festivalböden weiterlebt. Sie sind laut, unbequem und nicht totzukriegen. Und sie kommen – wieder.
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SCUM MAGAZIN | Interview-Spezial
„Wir waren nie berühmt, nur zu laut.“
25 Jahre LATSCHER BOYS – ein Gespräch mit Mr. Ismanfat & Mousse Anmachen über heiße Nächte, kalte Duschen und den Techno, der keiner sein wollte.
SCUM: 25 Jahre LATSCHER BOYS. Wie fühlt sich das an – Silberhochzeit mit dem deutschen Hands Up Techno?
Mr. Ismanfat: Wie ein Dauerkater, den man irgendwann lieben lernt. Weißt du, nach dem dritten Jahrzehnt vergisst man, warum man überhaupt angefangen hat – aber der Bass, der bleibt.
Mousse Anmachen: Und das Leberversagen. Aber ernsthaft: Wir haben nicht gefeiert, um Erfolg zu haben. Wir haben gefeiert, weil wir sonst hätten arbeiten müssen.
SCUM: Euer Durchbruch war 2001 mit „Heiß sein“. In Russland ein Hit – in Deutschland ein Irrtum?
Mousse Anmachen: Deutschland war nie bereit für uns. Aber in Moskau lief der Track in jedem Stripclub mit Neonlicht und kaputten Lautsprechern. Unser Sound gehört dahin, wo es stinkt, blinkt und vibriert.
Mr. Ismanfat: Und mal ehrlich: Ein Song wie „Heiß sein“ war kein Hit – das war ein Symptom. Von was? Weiß ich nicht mehr.
SCUM: 2008 kam euer „Skandalrelease“ – die verbotene Picture Vinyl „Der Kopf (von Bill Gates)“. Bereut ihr das?
Mr. Ismanfat: Nö. Das war Kunst. Oder Dada. Oder beides auf Meth.
Mousse Anmachen: Wir wurden ja nicht verklagt. Nur ignoriert. Und das ist schlimmer.
SCUM: 2020 kam euer erstes Album „Bahnhof der verlorenen Herzen“. Unerwartet melancholisch. Was war da los?
Mousse Anmachen: Wir hatten Gefühle. Kurz. Danach wieder Schnaps.
Mr. Ismanfat: Lockdown hat uns gezwungen, über uns nachzudenken. Wir haben’s versucht. Hat nicht geklappt. Aber das Album war geil.
SCUM: Was erwartet uns 2025 – das große Comeback?
Mousse Anmachen: Nix Comeback. Wir waren nie weg. Nur verwirrt.
Mr. Ismanfat: Es gibt neue Tracks. Vielleicht ein Konzeptalbum. Vielleicht auch einfach ein Mixtape mit Kneipengeräuschen. Die Zukunft ist unklar – genau wie unser Verstand.
SCUM: Letzte Frage: Was bedeutet Erfolg für euch?
Mr. Ismanfat: Wenn der DJ unser Vinyl spielt und keiner tanzt, aber alle gucken.
Mousse Anmachen: Und wenn uns wenigstens eine Person fragt: „Warum zur Hölle macht ihr das eigentlich?“ – Dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben.
SCUM FAZIT:
Die LATSCHER BOYS sind nicht der Soundtrack einer Generation – sie sind der Abspann einer langen, verschwitzten Nacht.
Und irgendwie hoffen wir, dass sie niemals enden wird.